NEULAND

Duisburg

2011 (temporär), Casino der Sparkasse Duisburg, 2-Schichten-Folienverbund hinter Glas, 2,50 x 15,62 Meter

Kuhlenwall-Karree, Dachgeschoss: Vom Dach des sanierten Hauses schweift der Blick über Duisburg, die Sonne scheint, der Himmel ist ruhrgebietsgelb. Die Häuser, auch die ganz in der Nähe, wirken von oben winzig. In der Ferne die Duisburger Wahrzeichen, Rathaus, Salvatorkirche, Five Boats, Stadtwerke-Turm…..

Kuhlenwall-Karree, Vorplatz: Auf dem frisch sanierten Platz flanieren Menschen und staunen über ein 16 Meter langes „Schau-Fenster“, das seinem Namen Ehre macht. Statt in das neue Verwaltungsgebäude der Sparkasse hineinschauen zu können, fällt der Blick auf eben jenes Panorama, das sich dem Betrachter vom Dach des Hauses bietet, nur spiegelverkehrt. Die Aussicht spiegelt sich in der Scheibe. Aber nur scheinbar. Tatsächlich sieht der Betrachter ein Foto, doch dieses Abbild wird überlagert vom Spiegelbild eben jener Gebäude, die das Sparkassen-Gebäude umgeben. Realität und Abbild durchdringen sich. Das reale Spiegelbild überlagert das „künstliche“ Abbild. Dabei erscheint der reale, gespiegelte Rathausturm viel grösser als der abgebildete. Das gesamte Duisburg-Panorama gerät zur Puppenstube im Spiegel dessen, was es darstellt. Mitten drin der Passant, der sich im Betrachten spiegelt – klein im Verhältnis zum gespiegelten Rathausturm, groß im Verhältnis zum abgebildeten.

Mit Einsetzen der Dämmerung verschwindet das Spiegelbild, das Abbild erglüht und behauptet seine eigene Realität.

Im Innern des Kuhlenwall-Gebäudes glüht das Abbild wie ein Kirchenfenster, durchleuchtet vom Tageslicht. Weil es den Blick nach draußen verweigert, behauptet es seine Illusion als Ausblick auf die Stadt, die dem Betrachter zu Füssen zu liegen scheint. Aus dem distanzierten Spiel von Bild und Spiegelung, das draußen herrscht, taucht der Besucher in eine zwittrige Wirklichkeit aus Kantine und weitem Raum, aus klapperndem Geschirr und grandiosem Panorama, das sich an die Stelle des erwarteten Ausblicks schiebt.

Der Reiz des zu bespielenden Raums bestand in seiner halböffentlichen Funktion. Hinter der Glasfassade verbirgt – bzw. zeigt – sich eine Kantine, die von den Sparkassen-Mitarbeitern des Hauses am Kuhlenwall und von den Mitarbeitern der umliegenden Banken frequentiert wird.

Es ging darum, den Innenraum und den Außenraum, also den Platz vor dem Gebäude, mit ein und derselben Installation „zum Leben zu erwecken“ und miteinander zu verbinden.

Wichtig war mir, den Innenraum zum Leuchten zu bringen, ohne zusätzliche Lichtquellen, also ausschließlich durch das Tageslicht von außen. Das verwendete Material fungiert als Diffuser für das Tageslicht und lässt das Fenster innen leuchten.

Durch die 2-Schichten-Verbundtechnik, bestehend aus einer transparenten Schicht und einer – spiegelverkehrt bedruckten – semitransparenten Schicht, die am Glas punktgenau aufeinandergesetzt wurden, kehrt sich der Blick draußen um.

Bei Tag überlagern sich außen das Bild und die Reflexe der Umgebung in der Glasscheibe, hinter der das Bild aufgebracht ist. Bei Nacht verschwinden die Reflexe der Umgebung, das Bild erstrahlt weithin sichtbar, durchleuchtet von 8 Flutern in der Kantine, die um diese Zeit geschlossen ist.

Quelle: Presseinformationsblatt zur Eröffnung

Installationsfotos:  © Alexander Vejnovic


NEULAND, 2011, Duisburg, Germany

Double-layered transparency bond on window glass, 100 “ x 615“

For the canteen of Sparkasse Duisburg, Germany, Elisabeth Brockmann has invented a two-way-window installation, combining a view from the top of the building, in which the canteen on groundfloor resides, with the look of an „artificial spectator“.

By night the installation is is enlightened from inside and visible from far away.

By day the inside shows the same view in a mirrored perspective and is enlightened exclusively by daylight from outside. No additional artificial light is used.

While dining on groundfloor, people virtually see, what they would see, if they were dining on top of the building.

While approaching the building from outside, people see, what they would see, if they turned around  on top of the building.