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Albertinum Dresden

Seit 2002, 5 Leuchtschirme, hochaufgelöster Grossformatdruck, Spanntuchtechnik mit transluzentem Tuch in speziell dem Baukörper angepassten Halterahmen montiert und ins Mauerwerk eingelassen.

ALBERTINUM

Der Chef des Dresdner Albertinums war Herr über ein finsteres Gebäude. Semper-Oper, Zwinger, alles rundherum war angestrahlt, nur das Albertinum mit seinen funkelnden Schätzen der Gemäldegalerie und des Grünen Gewölbes verschwand am Abend in der Dunkelheit.

Mein Auftrag hiess: das Albertinum soll leuchten. Aber nicht dekorativ angestrahlt werden! Beim ersten Besuch führte mich der Hausherr durchs Museum und zeigte mir mit enthusiastischem Stolz “seine” Bilder. Seine Begeisterung wirkte ansteckend. Ich wollte Teile dieses Reichtums als Lockvögel benutzen, um Passanten zur Neugier zu verführen.
Aber wie verführt man unauffällig? Indem man sich zuerst selbst verführen lässt. Ich photographierte alle Porträts der Gemäldesammlung und achtete darauf, welche mich beim Blick durch die Kamera berührten. Das passierte dann, wenn sie mich unvermittelt anschauten. Dieses “in den Blick genommen werden” hatte etwas Betörendes, und das wollte ich nach draussen übertragen. Die Blicke sollten einerseits unvermittelt und direkt sein, andererseits aber auch etwas Schamhaftes haben, wie beim Spanner hinter der Hecke, oder dem Blick einer Frau, halb verborgen hinter dem Fächer.
Ich habe 6 Portraits ausgesucht und sie von aussen im Baukörper “versenkt”.
Hoch oben unter dem Dachfirst sollten die Bildnisse leuchten, unauffällig eingebettet ins Gemäuer, als wären sie schon immer ein Teil davon gewesen.

Wir haben also die Strassen rundherum sperren lassen, sind mit dem Kran angerückt und haben die steinernen Kassetten des Renaissance-Gebäudes, in die die leuchtenden Motive später eingesetzt werden sollten, frontal photographiert.
Am Rechner habe ich die Porträts mit dem Gebäudeteil, in dem sie erscheinen sollten, zusammenmontiert, so dass sich die beiden Bilder durchdrangen, und das Ganze den Kassettenmasßen angepasst.
Diese Doppelbildnisse aus Haus und Mensch haben wir schliesslich in hochauflösendem Grossformatdruck auf transluzente Spanntücher übertragen, sie auf Spezialrahmen montiert und mit Lichtmodulen hinterlegt. Währenddessen wurden auf dem Dach eine Ringleitung verlegt, die Strassensperrungen für die Montagearbeiten organisiert, auf gutes Wetter gewartet (Wind und Eis sind in solchen Fällen tödlich) und am Ende die Leuchtschirme mittels Kran und schwindelfreien Technikern in den Baukörper eingesetzt.


Der Denkmalschutz hatte zwei Jahre nach der Installation Einwände, die es zu überprüfen galt, weshalb die Leuchtschirme zunächst wieder demontiert werden mussten und im Keller verschwanden.
Aber die Verführungstechnik war erfolgreich: Die Dresdner hatten inzwischen eine Beziehung zu den leuchtenden Museums-Bewohnern.
2004 konnten die vorübergehend eingelagerten Leuchtkästen den Keller wieder verlassen.

Seither senden sie leuchtende Blicke aus dem altehrwürdigen Gemäuer dieses grandiosen Museums.